Brandanschlag in Solingen von 2024

Rede zum 40. Jahrestags des rassistischen Brandanschlags von Duisburg 1984

Mein Name ist Nedjalko Kostadinchev (Nihat). Am 25. März 2024 wurde auf unser Haus in der Grünewalder Str. 69 ein Brandanschlag verübt. Vier Familienangehörige sind bei dem Brand ums Leben gekommen. 

Kanco Emiliv Zhilov

Katya Todorova Zhilova

Galia Kancheva Zhilova

Emily Kancheva Zhiloa

haben den Anschlag nicht überlebt.

Unser Schmerz ist groß und kaum in Worte zu beschreiben, weil alles noch sehr frisch ist. 

Was ich sagen kann ist, dass wir den Anschlag und die Verluste nicht verarbeitet konnten. Uns geht es nicht gut. Was uns angetan wurde ist nicht menschlich. An dem Tag als unser Haus in Brand gesteckt wurde, kam die Feuerwehr nicht mit einer Drehleiter. Erst der dritte oder vierte Wagen hatte eine Leiter. Aber alles war zu spät. Meine Cousinen verbrannten am lebendigen Leibe. Ich habe ihre Schreie immer in meinem Kopf. Das Sprungpolster stand an einer falschen Stelle, so dass meine Frau und ich mit dem Kind im Arm gezwungen waren aus dem dritten Stock 17 Meter tief zu springen. Wir fielen auf ein geparktes Auto vor dem Haus. 

Um mein sieben Monate altes Kind im Arm während des Sprungs zu schützen, habe ich mich bewusst auf den Rücken fallen lassen. Wir wurden dabei schwer verletzt. Ich lag mehrere Wochen im Koma. Meine Frau wurde bisher 14 Mal operiert. Wir haben mit viel Glück überlebt. Was uns neben den körperlichen Schmerzen geblieben ist, ist das Trauma. Wir alle sind traumatisiert. Wir haben alle Alpträume.

Ich wurde des Öfteren gefragt, welches Motiv ich hinter dem Anschlag vermutete? Ob es ein Unfall gewesen sein könnte? Meine Antwort ist nein. Ich und meine Familie vermuten ein rassistisches Motiv hinter dem Anschlag. In unserem Haus wohnten überwiegend migrantische Menschen. Das ist kein Zufall. 

Die Anschläge werden nicht aufhören, ganz im Gegenteil. Uns wurde großes Leid zugefügt. 

Wir wünschen sowas niemanden. Niemand soll so etwas erleben müssen. Was wir wollen ist Gerechtigkeit und dass die Tat vollständig aufgeklärt wird.

Heute sind wir hier, um den sieben Opfern des rassistischen Brandanschlags in Duisburg zu erinnern. 40 Jahre ist der Anschlag jetzt her. Die Wunden der Hinterbliebenen sind nicht verheilt. Auch Zeit wird ihre Wunden nicht heilen können. Wir können aber zusammenstehen und gemeinsam trauern und erinnern und Rassismus verdammen. Wir wünschen den hinterbliebenen Familienangehörigen viel Kraft und Geduld. 

Nihat

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