Gründungsmitglieder der Initiative: Familie Genç - Cihan Genç, Hatice Genç, Kâmil Genç und Cihat Genç (v. links, Foto: Privat)
Die Initiative „29. Mai 1993 – Brandanschlag Solingen 1993“ hat sich anlässlich des 30. Jahrestags des rassistischen und extrem rechten Brandanschlags in Solingen gegründet. Nach drei Jahrzehnten war es dringend notwendig, die Geschichte des Anschlags, die Trauer, das Leid und den Schmerz aus der Perspektive der Betroffenen, Überlebenden und Familienangehörigen in den Vordergrund zu stellen.
Am 29. Mai 1993 verübten vier junge Männer aus Solingen einen Brandanschlag auf das Haus der Familie Genç in der Unteren Wernerstraße 81. Der Anschlag, der kurz vor dem höchsten muslimischen Feiertag, dem Opferfest, stattfand, kostete fünf Familienmitgliedern das Leben: Die Schwestern Saime (4) und Hülya Genç (9), ihre Schwestern Hatice Genç (18) und Gürsün İnce (27) sowie ihre Cousine Gülüstan Öztürk (12) starben qualvoll in den Flammen. Gülüstan war aus der Türkei angereist, um das Opferfest mit der Familie zu feiern – dazu kam es jedoch nicht.
Der Anschlag brachte den Familien Genç, Duran, İnce, Saygın und Öztürk unermessliches Leid. Weitere 14 Familienmitglieder erlitten schwere Verletzungen. Die physischen und psychischen Folgen dieses Verbrechens sind bis heute spürbar. Alle Überlebenden sind zutiefst traumatisiert. Hatice Genç sagte: „Dreißig Jahre sind jetzt seit dem Brandanschlag vergangen. Ich habe sogar noch Kinder bekommen, aber schlafen kann ich immer noch nicht. Ich warte, bis es hell wird, und kann erst nach sieben Uhr morgens nur für ein paar Stunden schlafen. Ich schlafe meistens tagsüber. Dieses Trauma wird nie enden, erst mein Tod wird mich davon erlösen.“
Trotz der tiefen Wunden, die der Anschlag hinterlassen hat, wurde die gesellschaftliche, politische und wissenschaftliche Auseinandersetzung damit bisher weitgehend vernachlässigt. Die Perspektiven der Betroffenen – der Angehörigen und Überlebenden – fanden in den Medien, der Wissenschaft und der Literatur kaum Beachtung. Stattdessen dominierten oft die Sichtweisen der lokalen Politiker:innen und der weißen deutschen Bewohner:innen Solingens.
Nach 30 Jahren ist es an der Zeit, die Geschichte dieses Anschlags aus der Perspektive der Betroffenen in den Mittelpunkt zu rücken. Nur so kann eine umfassende und gerechte Aufarbeitung dieses rassistisch motivierten Verbrechens erfolgen.
Hatice Genç verlor bei dem rassistischen und extrem rechten Brandanschlag vom 29. Mai ihre beiden Töchter, Saime (4) und Hülya (9). Hatice Genç war damals 25 Jahre alt und hatte als Erste den Knall des Molotowcocktails gehört. Sie weckte die restlichen 18 Familienmitglieder und rettete somit das Leben von mehreren Menschen.
In der Nacht habe ich geweint. Aber am Tag danach habe ich meinen überlebenden Kindern ins Gesicht lächeln müssen, um dafür zu sorgen, dass der Hass nicht Eingang findet in ihre Herzen.
Mevlüde Genç (geb. 05.02.1943), Mutter, Großmutter und Tante der Verstorbenen, setzte sich unmittelbar nach dem Brandanschlag für das friedliche Zusammenleben ein. Sie verstarb am 30.10.2022 im Alter von 79 Jahren in Solingen.
Die Initiative wird gefördert durch
© Initiative 29. Mai 1993 - Brandanschlag Solingen 1993
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